Inspiration

Mitarbeiterempfehlungen: Ein Netzwerk-Ansatz zum Gewinnen von Talenten für deine Organisation

Von Charlotte Carnehl

Die Rekrutierung großartiger Talente ist für viele Unternehmen nach wie vor eine der größten Herausforderungen. Aber was wäre, wenn eure besten Anwerber bereits zu eurem Team gehören würden? Mitarbeiterempfehlungsprogramme nutzen euer bestehendes Netzwerk, um hochwertige Bewerbende zu finden, die mit größerer Wahrscheinlichkeit gut zu euch passen. 

In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, warum Empfehlungsprogramme funktionieren, heben einige herausragende Beispiele hervor und erläutern sechs Schritte, um ein erfolgreiches Programm auf die Beine zu stellen – ganz gleich, ob ihr bei Null anfangt oder einen bestehenden Ansatz verfeinert.

Warum Mitarbeiterempfehlungen funktionieren

Ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm ermutigt aktuelle Mitarbeitende, Ehemalige oder sogar externe Partner, KandidatInnen für offene Stellen zu empfehlen, in der Regel für eine Belohnung. Diese Empfehlungen bringen mehrere Vorteile mit sich:

  • Qualitativ hochwertigere Einstellungen: (Ehemalige) Mitarbeitende kennen eure Unternehmenskultur und oft auch die tatsächlich erforderlichen Fähigkeiten, so dass ihre Empfehlungen in der Regel gut passen. Untersuchungen zeigen, dass Empfehlungen zu produktiveren Mitarbeitenden führen, die länger in ihrer Position bleiben.
  • Höhere Bindungsquoten: Empfohlene Mitarbeitende bleiben in der Regel länger und erbringen bessere Leistungen, was den Zusammenhalt im Team stärkt und die Fluktuationskosten senkt. In ihrem Artikel in der Harvard Business Review heben Kate Gautier und Lalith Munasinghe hervor, dass sich die Qualität von Empfehlungen deutlich verbessert, wenn Mitarbeitende und empfohlene KandidatInnen eng miteinander verbunden sind.
  • Bessere Erfahrungen für Bewerbende: Arbeitssuchende sind eher bereit, sich auf ein Unternehmen einzulassen, wenn sie von jemandem angesprochen werden, den sie kennen und dem sie vertrauen.
  • Kosteneffizientes Recruiting: Obwohl es üblich ist, Empfehlungsprämien anzubieten, kosten Empfehlungen in der Regel immer noch weniger als herkömmliches Recruiting.

Herausragende Mitarbeiterempfehlungsprogramme

Mit einem "Standard-Empfehlungsprogramm" kommt ihr zwar schon weit, aber wir haben einige Beispiele gefunden, die als Inspiration für die kreative - und potenziell effektive - Gestaltung des Programms eurer Organisation dienen können:

Belohnt erfolgreiche Empfehlungen von schwer zu findenden KandidatInnen

Wenn ihr bestimmte DEI-KPIs erfüllen wollt, kann die Entscheidung von Intel aus dem Jahr 2015 inspirierend sein: Um mehr Frauen, Minderheiten und Veteranen für das Unternehmen zu gewinnen, verdoppelte das Unternehmen den üblichen Betrag für erfolgreiche Empfehlungen von Kandidaten aus diesen Gruppen. 

Maximiert das Gefühl, "Gutes zu tun".

Das Beratungs- und IT-Unternehmen Accenture weiß, dass man sich gut fühlt, wenn man jemanden weiterempfiehlt - entweder weil man einem Freund und/oder seinem Unternehmen geholfen hat. Um dieses Gefühl weiter zu fördern, können die Mitarbeitenden einen Teil ihrer Empfehlungsprämie für wohltätige Zwecke spenden, und Accenture verdoppelt den Betrag.   

An die Basis gehen

Eure ZielkandidatInnen suchen vielleicht nicht online nach ihrem neuen Job? Dann ist ein traditionelles Plakat vielleicht der richtige Weg. Julia hat dieses Beispiel in den Straßen von Berlin entdeckt: Ein Orthopädieschuhmacher suchte dringend einen neuen Mitarbeitenden - eine einfache, aber effektive Empfehlungsstrategie eines kleinen Unternehmens.

Gesehen auf einer Straße in Berlin-Pankow

Wie man ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm einrichtet

Seid ihr bereit, euer Empfehlungsprogramm aufzubauen oder zu verfeinern?
Hier sind sechs wichtige Schritte, die wir empfehlen:

1. Legt fest, wer Empfehlungen aussprechen darf

Legt fest, ob nur aktuelle Mitarbeitende teilnehmen können oder ob ihr auch Ehemalige, Geschäftspartner oder sogar Kunden und die breite Öffentlichkeit einbeziehen wollen. 

2. Entscheidet über Anreize und Bedingungen

Empfehlungsanreize müssen nicht teuer sein. Geldprämien sind zwar üblich, aber es gibt noch viele andere Möglichkeiten, wie sich euer Unternehmen bei Empfehlungsgebern bedanken kann. Dazu gehören:

  • Zusätzliche bezahlte Freizeit
  • Ein erhöhtes Budget für Lernen und Entwicklung
  • Spenden für wohltätige Zwecke im Namen des Arbeitnehmers (z. B. aus einer Liste von vorab geprüften Organisationen) 
  • Öffentliche Anerkennung (z. B. unternehmensweite Bekanntmachungen, Lob bei Teamsitzungen)
  • Ein kostenloses Mittagessen für das Team
  • ... 

Es ist wichtig, klare Bedingungen festzulegen, z. B. dass der geworbene Mitarbeitende mindestens sechs Monate bleiben muss, bevor die Prämie gewährt wird. Stellt sicher, dass ihr diese Bedingungen in einer schriftlichen Richtlinie klar kommuniziert.

3. Nutzt euer ATS (Applicant Tracking System)

Prüft, ob euer Applicant Tracking System über Funktionen zur Nachverfolgung von Empfehlungen oder ein spezielles Empfehlungsportal verfügt, um den Prozess zu optimieren. Viele Systeme bieten integrierte Tools für die Verwaltung und Belohnung von Empfehlungen.

4. Macht Empfehlungen einfach und transparent

Euer Empfehlungsprogramm wird erfolgreicher sein, wenn es unkompliziert und einfach zu handhaben ist. Um sicherzustellen, dass es effektiv ist und keinen zusätzlichen Aufwand für eure Mitarbeitenden oder euer HR-Team bedeutet, empfehlen wir:

  • Richtet ein einfaches Verfahren ein, mit dem Mitarbeitende Empfehlungen abgeben können.
  • Bietet eine Nachverfolgung an, damit die Empfehlungsgeber wissen, was mit ihren Empfehlungen geschieht.
  • Kommuniziert klar die Erwartungen (z. B. was eine gute Empfehlung ausmacht, wie lange das Verfahren dauert).

5. Bewerbt euer Programm konsequent

Eine einmalige Ankündigung reicht nicht aus - ihr müsst dafür sorgen, dass euer Empfehlungsprogramm in Erinnerung bleibt. Im Idealfall überprüfen eure Mitarbeitenden bei jedem Einstellungsbedarf ihr mentales Rolodex und ziehen geeignete Kandidaten in Betracht. Um sie bei diesem Prozess zu unterstützen, müsst ihr sie regelmäßig über den Einstellungsbedarf auf dem Laufenden halten - ihr könnt sogar eine Slackbot-Erinnerung (oder ähnliches) in Erwägung ziehen, wenn eine neue Stellenausschreibung veröffentlicht wird. Nutzt eure internen Kommunikationskanäle und Unternehmensbesprechungen, um kontinuierlich zu Empfehlungen anzuregen.

Für kleinere Teams könnte eine andere kreative Möglichkeit darin bestehen, 20 oder 30 Minuten lang in einem Raum zusammenzusitzen, in dem jeder seine LinkedIn-Netzwerke durchforstet, euren Personalverantwortlichen klärende Fragen stellt und ihnen anschließend Links zu den Profilen potenziell geeigneter Netzwerkmitglieder mitteilt.

6. Messen und iterieren

Wenn euer Empfehlungsprogramm gut funktioniert, wird sich das in den Zahlen niederschlagen. Versäumt es nicht, die wichtigsten Kennzahlen zu verfolgen, um die Wirksamkeit des Programms zu analysieren und eine solide Grundlage für weitere Anpassungen zu haben. Das solltet ihr euch genauer ansehen:

  • Prozentualer Anteil der Einstellungen aufgrund von Empfehlungen
  • Time-to-hire für vermittelte Bewerbende im Vergleich zu anderen Quellen
  • Weiterbeschäftigungsquote der vermittelten Mitarbeitenden

Passt das Programm auf der Grundlage eurer Daten an - sei es, indem ihr die Anreize optimiert, die Kommunikation verbessert oder den Pool potenzieller Empfehlungsgeber vergrößert.

Abschließende Gedanken

Mitarbeiterempfehlungen sind ein wirksames und kosteneffizientes Mittel, um hochwertige Talente für euer Unternehmen zu gewinnen. Durch den Aufbau eines strukturierten Programms und die Förderung einer Empfehlungskultur könnt ihr die Einstellungsergebnisse verbessern und gleichzeitig die Unternehmenskultur stärken. Unabhängig davon, ob ihr euch für ein traditionelles Empfehlungssystem entscheidet oder innovative Ansätze verfolgt, kommt es darauf an, die Teilnahme der Mitarbeitenden einfach, lohnend und attraktiv zu gestalten.

Möchtet ihr euren Ansatz zum Gewinnen neuer Mitarbeitenden weiter verfeinern?  Kontaktiert uns - wir unterstützen euer Unternehmen gerne dabei, seine Talentstrategie für einen nachhaltigen Erfolg zu optimieren.

17. März 2025